Das Sodom-Fenster (oberer Bereich)
Menschen fliehen aus einer brennenden Stadt. Die Erlebnisse der Bombennächte in Nürnberg und der brennenden St. Leonhardskirche spiegeln sich in diesem Bild wieder. Wie damals in Sodom und Gomorra (1. Mose 18 und 19) haben die Sünden in unserer Stadt der Reichsparteitage zum Gericht geführt. Wer sich nach diesen Zeiten zurücksehnt wird zur Salzsäule erstarren wie die Frau Lots. Abraham hatte für Sodom und seinen Neffen Lot gebetet: "Gott, wenn sich nur zehn Gerechte in der Stadt finden, verschone die Stadt!" Doch es fanden sich nicht mal Zehn (übrigens die Mindestzahl an Männer, damit in einer Stadt eine jüdische Synagoge bestehen kann).
Was folgt sind Zerstörung, Flucht und Vertreibung als Gericht über die Menschen- und Gottesverachtung im 3. Reich. Auch in unserer Kirche waren die Glocken mit christlichen Inschriften von "Deutschen Christen" durch germanische Glocken ersetzt worden. Sie sind alle bis auf die Glocke "Heimdall" beim Bombenangriff am 8. / 9.3.1943 verbrannt.
Das Mose-Fenster (mittlerer Bereich)
Es erzählt nach 4. Mose 21, Verse 4 bis 9, von der Unzufriedenheit des Volkes in der Wüste, über mangelnde Fürsorge Gottes. Dieses Murren wird zur heimtückischen Todesfalle, dargestellt durch lautlos sich anschleichende Schlangen. Doch es gibt Rettung. Mose erstellt im Auftrag Gottes eine eiserne Schlange. Wer sie anschaut, wird gerettet, d.h. Rettung ist zu finden, wenn wir auf unsere Schwierigkeiten blicken und diese bearbeiten. Zugleich weist die eherne Schlange auf das Kreuz Christi: Wer erkennt und darauf vertraut, dass Christus uns als Sünder erträgt, der kann Leben finden.
Das Paradies-Fenster (unterer Bereich)
Alles beginnt in kindlicher Unschuld (1. Mose 2). Der Mensch lebt in Harmonie mit Gott und der Schöpfung, bis er anzweifelt, ob Gott zu Recht verbietet, von den beiden Paradiesbäumen in der Mitte des Gartens zu essen. Der Mensch will erwachsen werden, sein eigener Herr und Gott sein.
Gott lässt den Menschen deswegen nicht fallen (1. Mose 3), aber das Leben wird nun mühsam. Der Mensch entdeckt, dass er nackt und schutzlos ist, doch Gott gibt ihm Kleidung. Von nun an gilt: "Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist." (1. Mose 3, 19)
Das Oster-Fenster (oberer Bereich)
Nach dem Markusevangelium Kapitel 16 finden drei Frauen am Ostermorgen das Grab von Jesus leer. Was sie erleben, zeigt das Bild. Christus (mit Kreuz im Heiligenschein) erklärt den Frauen das Geschehen von Kreuzigung und Auferstehung. Zugleich trägt die himmlische Christusgestalt Flügel. Nimbus (Heiligenschein) und Flügel sind Symbole. Der "Nimbus" ist die Sonnenscheibe, das größte Licht, das einem Menschen aufgehen kann. Das Kreuz im Nimbus besagt hier, dass Christus das Licht des Lebens selbst ist. Die roten Flügel sind Zeichen, dass Christus das Wort Gottes selbst ist (Christus als Prophet).
Der Mandelbaum heißt im Hebräischen "schaqed", d.h. der Wachende, da seine Blüte in Israel schon im Januar einsetzt. Er gilt als Zeichen des Priestertums, denn in 4. Mose 17,17 ff ergrünt der Stab Aarons, der zum Stamme Levi gehört, und bestätigt so diesen Stamm als Priesterdynastie. Hier zeigt der Baum an, dass Jesus der Weg zum Leben ist (Christus als Priester).
Das Karfreitag-Fenster (mittlerer Bereich)
Christus trägt den roten Mantel des Königs und wird mit der Dornenkrone verspottet. Doch diese Krone reicht in das Osterfenster hinein - das Symbol des Spottes wird zum Zeichen für die österliche Herrschaft des Sohnes. Pilatus, der sich gerade die Hände in Unschuld wäscht, trägt hier die Züge Mussolinis, des Duce. Die italienischen Faschisten hatten im 3. Reich in St. Leonhard ihr Hauptquartier. Die Menschen, die "Kreuzige" rufen, sind mit gekreuzten Händen dargestellt (Markus 15,13).
Das Weihnachts-Fenster (unterer Bereich)
Der Verkündigungsengel Gabriel (Lukas 1,26 ff) besucht Maria und spricht: "Gegrüßt seist du Begnadete! Der Herr ist mit dir." Die Taube, als Symbol des Heiligen Geistes, schwebt aus dem goldgelben! Himmel. Sie zeigt an, dass die Kraft Gottes den Sohn Marias zum Gottessohn werden lässt. Im Hintergrund ist der Baum des Lebens angedeutet, d.h. nun steht das Paradies wieder offen. Im Vordergrund sehen wir Narzissen, Osterglocken, die eine Verbindung u.a. zum Ostergeschehen herstellen. Daneben liegt ein Buch als Hinweis auf Johannes 1,1: "Das Wort (= Christus) ward Fleisch und wohnte unter uns." Maria ist als Christusgebärerin in christusblau gekleidet, blickt darauf. Sie bewegt im Herzen, was sie hier erlebt.
Das Jerusalem-Fenster (oberer Bereich)
Wir sehen die Mauern des himmlischen Jerusalems als Quadrat, wie es in der Offenbarung Kapitel 21 beschrieben ist. Diese Stadt hat 12 Tore und ist auf den Grundsteinen mit den Namen der 12 Apostel des "Lammes" (= "Christus" nach Johannesevangelium 1,29) erbaut. Ein Engel misst die Ausmaße mit Menschen- und Engelsmaß (Offenbarung 21,17). Die kulturgeschichtliche Errungenschaft des Menschen "Stadt" wird von Gott anerkannt und in den Himmel gehoben. Am Ende der Zeit kehrt der Mensch also nicht in den Paradiesgarten zurück, sondern er wird in der Stadt Gottes wohnen. So ernst nimmt Gott diese Welt und was wir Menschen erdenken!
Das Bekehrungs-Fenster (mittlerer Bereich)
erzählt die Begebenheit aus Apostelgeschichte 9. Saulus verfolgt die ersten Christen. Auf dem Weg nach Damaskus erscheint ihm in einer Lichtvision der auferstandene Christus. Aus dem Saulus wird dadurch ein Paulus. In der Bibel ist nicht die Rede davon, dass Paulus mit einem Pferd unterwegs ist. Hier im Bild holt ihn Gott sprichwörtlich von seinem "hohen Ross" herunter. Paulus ist durch dieses göttliche Licht eine Zeit lang blind. Er muss die neue Wirklichkeit erst sehen lernen. Langsam blickt er durch, was es bedeutet, allein durch die Liebe Gottes gerettet zu sein. Diese Erkenntnis lässt ihn zum Völkerapostel werden. Der Christenverfolger wird zum ersten Heidenmissionar und später zum Märtyrer.
Das Pfingst-Fenster (unterer Bereich)
Nach Apostelgeschichte, Kapitel 2, sind die ersten Christen am Pfingstfest alle im Tempel versammelt. Durch die Himmelfahrt ist Christus nicht mehr direkt erfahrbar, so erwarten die Jünger ein Zeichen seiner Gegenwart. Und wirklich, der Geist, die Kraft Gottes kommt über sie. Wörtlich heißt es: "Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind ... Und es erschienen Ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer." Der Geist Gottes macht aus den mutlosen Jüngern feurige Prediger des Evangeliums, und wie der Wind große Schiffe bewegt, so treibt der Geist Gottes die Christen zu den Menschen. Die Geburtsstunde der Kirche ist angebrochen.