Der Taufstein

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Der Taufstein war das erste Kunstwerk, dass der Bildhauer und spätere Kirchenvorsteher HEINRICH WEISS (Sündersbühlstraße) nach der Rückkehr aus tschechischer Kriegsgefangenschaft für die damalige Notkirche (heute Gemeindehaus neben der Kirche) geschaffen hat.

Der Sockel trägt die Inschrift aus Psalm 50, Vers 14. Worte, die der Prophet Jona im Bauch des Fisches betet, bevor er wieder festen Boden unter den Füßen hat (Jona 2,10). Erst als Jona nicht mehr wegläuft, zu seiner Berufung steht und bereit ist, den Auftrag Gottes und seine Gelübde zu erfüllen, hat er wieder eine Basis für sein Leben. Das ist auch der Sockel, das Fundament der Taufe: Hören, dass mich Gott gerufen hat, und den Ruf in der Taufe und Konfirmation annehmen und entsprechend als Christ leben. Diesen Gedanken greifen auch die vier Engelsgestalten auf. Es sind wirkliche Menschen, die hier dargestellt sind. Es sind die Kinder des damaligen Pfarrers und des Diakons. Sie stehen für alle Menschen, die als Boten Gottes (Engel: "angelos" = griechisch "Bote") in die vier Himmelsrichtungen hinausgehen, die gute Nachricht von Jesus Christus weitergeben und Menschen Gott in der Taufe anvertrauen.

Das Spruchband, welches die Engel verbindet, zitiert in Kurzform die Auslegung zum vierten Hauptstück (Sakrament der Taufe) aus Martin Luthers "Kleinem Katechismus". Dort folgt auf die Frage: "Was gibt oder nützt die Taufe?" die Erklärung: "Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tode und Teufel und gibt die Ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißungen Gottes lauten."

Die Engel deuten zugleich auch auf vier Symbole:
Vorne sehen wir das Christusmonogramm (XP= griechisch CHR = Christus) unter dem das Wasser des Jordans und über dem die Taube (= Symbol für den Heiligen Geist) dargestellt sind. Wie Jesus bei seiner Taufe hören die Täuflinge: "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." (Matthäus 3,17 b).

Zum Altar hin finden wir die österliche Strahlenkrone Gott-Vaters, ein offenes Grab und ein leeres Leichentuch. Das ist ein Hinweis darauf, dass Gott-Vater seinen Sohn Jesus Christus an Ostern von den Toten auferweckt hat. Auch der Täufling stirbt bildlich in der Taufe als Heide und wird als Christ wiedergeboren. Hier erhält er Anteil am Ewigen Leben: "So sind wir mit Christus begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln." (Römer 6,4). Die beiden anderen Symbole (links und rechts) zeigen Getreideähren und Weintrauben und deuten damit auf das andere Sakrament, das wir als Evangelische Christen kennen, das Abendmahl. So sind Taufe und Abendmahl Heilmittel für die Unsterblichkeit, wie es die Alte Kirche formulierte.